CHARLEY’S AUNT (1925)

USA 1925
Regie: Scott Sidney
DarstellerInnen: Sidney Chaplin, Ethel Shannon, James E. Page, Lucien Littlefield u.a.
Dauer: 71 min

Fangen wir also an!
Weshalb ausgerechnet mit diesem Film, mag man sich fragen?
Ganz einfach: Es war der erste, der mir in die Finger kam und den ich für diesen Blog visioniert habe. Ich schreibe vorneweg, was ich mir angesehen habe, und das sieht mit der Zeit bestimmt etwas nach Kraut und Rüben aus.

Also: Charley’s Aunt.
Vergnügliche Verfilmung von Brandon Thomas’ auch hierzulande hinlänglich bekanntem Theaterstück, mit Charlie Chaplins Halbbruder Sydney in der Titelrolle.
Charley’s Aunt zeigt Sid Chaplin als überaus fähigen Schauspieler und ernstzunehmenden Komödianten – zu meiner Überraschung, wie ich gestehen muss, denn: Wer spricht heute noch von Sid Chaplin?
Klar, eigentlich weiss ich, dass dies nichts zu bedeuten hat, falle aber trotzdem immer wieder darauf herein. Überhaupt: Von welchen ehemaligen Stummfilmstars redet man heute noch – ausser von Charlie Chaplin und Buster Keaton? Von praktisch keinem. Also!
Der Sinn dieses Blogs soll ja u.a. sein, inzwischen in Vergessenheit Geratenem von damals wieder zu seinem Recht zu verhelfen. Damit sind auch die Akteure und Aktricen aus jener Zeit gemeint.

Charley’s Aunt ist die Bühnenherkunft deutlich anzumerken. Dieser Umstand entspringt der dem Theater dieser Zeit eigenen Einheit von Ort und Handlung und macht sich ab und zu durch eine gewisse Eintönigkeit bemerkbar; immerhin fast drei Viertel der Handlung spielt am selben Schauplatz, nämlich im Herrschaftshaus von Charley Wykeham (James Harrison).
Dieses Problem wird jedoch mit raschen Szenenwechseln und mit extra für den Film konzipierten komödiantischen Einlagen überwiegend geschickt umschifft. Es gibt höchst originelle Gag-Sequenzen, die im Gedächtnis haften bleiben, und die Leistung des DarstellerInnen-Ensembles ist durchs Band sehr gut. Sämtliche Beteiligten erscheinen in bester Spiellaune, Syd Chaplin sticht aber klar heraus, nicht nur wegen seiner äusserst dankbaren (Weiber-)Rolle.
Zudem darf nicht unterschätzt werden, dass hier ein Werk, das stark auf Dialoge baut für die stumme Leinwand adaptiert wurde. Dies geschieht erstaunlicherweise ohne übermässigen Gebrauch von Zwischentiteln und funktioniert trotzdem bestens.
Die gelungene Ausstattung (production design) genügt höchsten Ansprüchen und bietet jederzeit etwas fürs Auge.
Fazit: Ein lohnender Film – kein Meilenstein, aber ein unterhaltsames Lustspiel, das auch Liebhaber des Slapstick zu amüsieren vermag. Bezeichnenderweise ist der Film in einer Slapstick-Kompilation erschienen, wo er allerdings nicht so richtig reinpasst.

Die DVD-Ausgabe: Die einzige DVD-Ausgabe dieses selten gezeigten Stummfilms stammt aus den USA (All Day Entertainment, 2008); sie präsentiert den Film zum Glück in sehr schönem Digitaltransfer: Ziemlich scharfes Bild und gute Tiefenschärfe. Nur die repetitive und etwas gar beliebige Klavierbegleitung beginnt einen mit der Zeit leicht zu nerven.
Leider besteht der ganze Rest der Drei-DVD-Box aus einem wenig begeisternden Sammelsurium zweitklassiger Slapstick-Streifchen, aus dem Charley’s Aunt qualitativ klar hervorsticht. Bestellen kann man die Box (Dicke einer normalen Single-DVD-Box) direkt beim Hersteller.

Titel: Ameerican Slapstick 2
Regionalcode 0
Anzahl DVDs: 3

2 Comments

    1. Auch Sidney Chaplin würde einen Blick lohnen! Leider sind seine Filmauftritte eher selten zu sehen. In den Filmen, die sein Bruder Charlie für die Filmgesellschaft First National gedreht hat, tritt Sidney in markanten Nebenrollen auf (in „Shoulder Arms“ etwa als Kaiser Wilhelm). Ich plane, mich in diesem Blog noch näher mit ihm zu befassen…

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